Der Mann aus Jemen

Er kommt aus dem Jemen und heißt wie jeder hier, weswegen er oft bei seinem Nachnamen gerufen wird. Keiner weiß, was er macht und womit er sein Geld verdient, aber er hat genug, um seine Familie nachzuholen. Denn in Jemen ist Krieg. Ich sage ihm, dass ich das unvorstellbar finde, dass quasi "gleich um die Ecke" Bomben fliegen, und das nicht wirklich verstehen kann. Er auch nicht, aber er muss es sich nicht vorstellen – er hat es erlebt. Wir sprechen nicht weiter darüber.

One culture, one language, one religion. Many borders.

Jemen bestand aus zwei Staaten, die sich erst 1990 vereinigt haben. Wer gegen wen und warum kämpft, ist nicht ganz durchsichtig. Prinzipiell: die Anhänger des Präsidenten gegen die Houthi (schiitische Extremisten) gegen Al-Qaeda gegen Separatisten gegen die Armee. Fakt ist: Saudi-Arabien und die Emirate bombardieren Jemen im Kampf gegen die Houthi. Und mittendrin seine Familie, die zu versorgen er im Ausland lebt. Er sagt, dass sich doch die Araber das Leben viel leichter machen könnten. Sie haben die gleiche Kultur, die gleiche Sprache, die gleiche Religion. Zumindest im Wesentlichen. Stattdessen bekämpfen sie sich gegenseitig, verlangen voneinander Visa und spielen sich gegeneinander aus. Die Leute sind unzufrieden und die Regierenden interessiert es nicht. Er hat es satt und will einfach nur noch seine Ruhe.

Seine Familie musste 5 Stunden in der Kälte an der saudischen Grenze warten, bis sichergestellt werden konnte, dass sie nichts im Schilde führen und auch nur durchreisen werden. Sie sind wohlbehalten angekommen. Andere haben dieses Glück nicht.