Leicht von der Hand, aber nicht mit links

Oman also. Ich war ja schon in Musandam übers Wochenende, das gehört faktisch auch zum Oman. Mit Grenze und allem, obwohl es vom Oman getrennt an der Spitze der Emirate liegt. Also neben dem Ohr vom Pferd (wenn man sich die UAE auf der Karte anguckt, kann man mit Phantasie ein Pferd erkennen). Und es war schön, aber es war eben nicht richtig Oman.

Aber das sollte jetzt nachgeholt werden. Zuerst mal sind alle nett, selbst die Grenzbeamten am Flughafen. Ich grüsse sie auf Arabisch mit "Sabah al khair", was im Oman eher unüblich ist. Man grüsst klassisch mit "Salam aleikum". Trotzdem fragten sie mich immer in arabisch (+englisch, wenn ich es nicht verstand), wo ich wohne (kann ich sagen) und woher ich so gut arabisch kann (kann ich nicht sagen). Wenn die wüssten, dass das alles war…

Aber gut, weiter gehts und die Arbeit ruft. Es soll fotografiert werden in fremder Leute Häuser. Das ist dort ein bisschen anders als hier, denn zuerst einmal muss der Mann anwesend sein. Man geht nicht als Fremder in eines Anderen Haus, wenn der Hausherr nicht zugegen ist – egal wer sonst da ist. Speziell, wenn seine Frau da ist. Manchmal gilt dann der Bruder, aber generell gehört sich das nicht. Da er aber im Anmarsch war und unser Location Manager kein Fremder, durften wir dann schon mal rein. Aber vorher Schuhe aus! Ist auch Tradition, macht man aber in Dubai nicht so oft. Zumindest nicht ausserhalb von Häusern, eher im Korridor. Hier bleiben die Botten draussen.

Bei der Begehung ist die Frau des Hausherren immer dort, wo wir nicht sind. Das fällt mehr auf, wenn man darauf achtet – was ich tue. Denn Fettnäpfchen wissen die Araber aufzustellen – üben aber mit Fremden auch Nachsicht. Trotzdem empfiehlt es sich, vorher ein paar Informationen einzuholen. Mein Fotograf ist da eine gute Quelle. Selbst Araber (sieht aber nicht so aus), und weit gereist. Er erklärt mir dann auch, dass es Gegenden gibt, wo es sich nicht schickt, in Gegenwart von Frauen zu rauchen. Hat er vorher auch nicht gewusst, bis es ihm mal passiert ist. Das aber ist keine dieser Gegenden.

Aber wir sind ja im Haus und nicht draussen, und da gibt es noch mehr zu entdecken. Überall stehen Sofas und Sessel herum, aber nicht alle davon werden benutzt. Die im Eingangsbereich sind eher zum Angucken. Fürs richtige Sitzen gibt es einen eigenen Bereich – in diesem Fall ein Raum – das (der?) Majlis. Das ist quasi das Wohnzimmer. Dort sitzt der Besuch, dort sitzt die Familie, dort sitzt jeder.

Als wir auch da sitzen und ein wenig warten, wird uns plötzlich Mittagessen aufgetischt. Wobei "getischt" etwas irreführend ist. Es stehen im ganzen Raum Sofas, aber gegessen wird nach alter Väter Sitte auf dem Boden. Mit der Hand. Für mich gibt es die Option "Löffel und Gabel" und ich kann auch am Tisch sitzen, wenn ich mit dem Boden nicht klarkomme – will ich aber beides nicht. Challenge accepted.

Zu essen gibt es Reis, Fisch, Hühnchen und Salat. Der Reis ist eher von der lockeren Sorte, nicht der Stäbchenkompatible asiatische Reis. Das macht es nicht unbedingt leichter. Der Hausherr zeigt mir eine praktische Technik, der Fotograf eine andere – irgendwie klappt es dann auch bei mir und ich esse unfallfrei. Zum Glück hat es überaus gut geschmeckt, da hatte ich ein paar Portionen zum üben.

Beim Benutzen der Hand ist es wichtig, darauf zu achten, dass die rechte Hand verwendet wird. Nicht nur bringt die linke Unglück, sie ist auch im Wortsinne unrein. Die nimmt man nämlich historisch zur unmittelbaren Reinigung nach dem Klogang. Und Wasser ist ja eher Mangelware in der Wüste… Also wird mit der Rechten z.B. dem Gast die Tasse gereicht (und mit der Linken eingegossen), das Essen gegessen, bezahlt, einfach alles. Kein einfaches Leben für Linkshänder, aber neben dem offensichtlichen – und mittlerweile obsoleten, denn Wasser gibt es nunmehr eigentlich überall – Grund sind viele Araber über die Maßen abergläubisch. Und die Linke bringt nun mal Unglück.

Der Nachtisch (Datteln) auch, wenn man eine gerade Anzahl isst. Also nehme ich drei. Unglaublich süss, aber grossartig.

Wir haben dann auch noch ein paar Fotos gemacht.