Wassermangel
"Kann man das trinken?" – "Prinzipiell ja, aber…" So etwa ist die Qualität des Leitungswassers hier. Dabei ist es anfangs gar nicht so schlecht. Wie auch Brauchwasser wird es durch Entsalzung aus Meerwasser gewonnen. Auf dieser Seite gibt es einen kurzen Einblick in eine der Fabriken, die dafür zuständig sind. Diese Fabrik kann zwei Milliarden Liter Wasser pro Tag produzieren.
Das ist Wasser im Industriestandard, relativ salzarm und sehr sauber. Danach kommt es in Leitungen bis zu den Häusern, wo es in Tanks auf dem Dach gelagert wird. Damit wird ein gleichmässiger Wasserdruck gewährleistet. Je nach Qualität und Alter des Hauses (das hier ist zwei Jahre alt), der Leitungen, die dahin führen (der Stadtteil ist 10 Jahre alt) und der Tanks auf dem Dach kommt das Wasser dann mehr oder weniger so an, wie es die Fabrik verlassen hat. Theroretisch ist es also echt gutes Wasser, praktisch können sich aber auch ordentlich Bakterien und anderes Zeug darin befinden. Deswegen trinke ich es nur, wenn ich es gekocht habe. Ist vielleicht übertrieben, aber hey…
Trinkwasser hingegen kommt in Plastikbehältern. Entweder kleine (1,5l-)Flaschen, oder grosse für den Wasserspender. Die fassen 5 Gallonen, das sind etwa 13 Grad Celsius in metrischen Einheiten (imperiale Einheiten sind nicht meine Stärke, aber es sind irgendwas um die 20…25 Liter). Im Supermarkt heisst das dann auch "gallon water" – ohne Mengenangabe. Und in den gehe ich entweder in persona oder rufe an, wenn das Trinkwasser alle ist, auf dass neues gebracht würde. Das ist hier tatsächlich üblich und ziemlich einfach. Man kann auch einen Wasserlieferservice abonnieren, der kommt dann ein- oder zweimal in der Woche. Ich unterstütze den kleinen Eckladen und bestelle dort. Nicht nur Wasser, auch mal Milch oder Gemüse oder … was man so braucht. Hier in "New Dubai" verlangen sie schon nach einer substanziellen Bestellmenge (ca. 20 Dirham / 5 Euro), in den alten Vierteln kann man auch mal nachts um 11 eine kleine Flasche Milch bestellen und die kommt auch sofort. Der Supermarkt hier hat 24 Stunden am Tag geöffnet, und in der gleichen Zeit liefert er auch.
Das Trinkflaschenwasser kommt entweder aus der Entsalzungsanlage oder hier aus der Gegend und wird aus Aquiferen geholt. Das sind riesige unterirdische Lagerstätten, da liegt das teilweise schon ewig drin. Manche werden auch immer wieder aufgefüllt, wenn es im Winter regnet. Manche Aquifere haben einen Ausgang an die Oberfläche, das waren früher die einzigen Trinkwasserquellen – besser bekannt als Oasen. Grundwasser gibt es hier auch, das ist aber sehr salzig und nicht wirklich trinkbar.
Es gibt übrigens auch eine Notreserve für den Fall, dass die Entsalzung mal ausfällt. Das ist ebenfalls unterirdisch gelagertes Wasser, das dort extra hingepumpt wird. Diese Trinkwasserreserve reicht momentan für 48 Stunden, was nicht wirklich viel ist. Für andere, entferntere Gebiete ist das noch ein bisschen kritischer, Al Ain zum Beispiel wird nur mit einer einzigen Leitung durch die Wüste versorgt. Dort gibt es zwar auch eine Oase, aber die reicht schon lange nicht mehr für die Bevölkerung aus.
Zurück zum Wasser aus dem Hahn: das nimmt ja den Zwischenschritt über die Tanks auf dem Dach. Die kriegen natürlich die komplette Hitze ab, und entsprechend warm wird das Wasser auch. Die Warmwasseraufbereitung erfolgt eigentlich per Wohnung in einem elektrischen Boiler. Im Sommer wirkt der dann allerdings eher als Kaltwasserspeicher, denn mit dem Wasser aus den Tanks kann man ab 9 Uhr nicht mehr duschen. Es ist einfach zu heiss. In neuen Gebäuden und fast allen Hotels gibt es eine Kühlung für das Wasser, aber in den älteren muss man wirklich aufpassen, wenn man den Hahn aufdreht. Das gilt übrigens ebenfalls für die Waschmaschine, und für die Toilettenspülung.
Und wenn ich dann zurück nach Deutschland komme, und erst mal richtig kaltes Wasser aus dem Hahn und aus der Dusche kommt, das man auch noch trinken kann, dann ist das schon ein kleines bisschen Luxus.
Aber das dauert noch, jetzt ist erst mal Flaschenwechsel.